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Schreiben mit Leidenschaft: Wie Sie mehr Erfolg mit gefühlvollen Texten erzielen

Ob Kundenbrief, E-Mail, Liebesbrief oder Newsletter – wer echt und glaubwürdig über Gefühle berichtet, baut eine Brücke zu den Lesern. Wer die Gefühle seiner Leser kennt, macht es ihnen leicht, emotional anzudocken und ihre Sympathien zu gewinnen. Blogger beispielsweise, die mit viel Leidenschaft und Emotion auftreten, haben oft eine große Fangemeinde und eine treue Community. Lesen Sie hier über zehn Strategien für „gefühlsechte Texte“, die direkt ins Herz der Leser führen.

Wie fühlen Sie sich heute? Ich meine, wie fühlen Sie sich wirklich? Wirklich-wirklich? Schon lange nicht mehr drüber nachgedacht, oder? Vor lauter Funktionieren und Müssen und Zeitdruck nehmen wir die vielen Gefühle, die täglich kommen und gehen oft gar nicht mehr wahr. Und doch lohnt es sich, das „Genau-hinfühlen“. Denn wenn wir unsere Gefühle kennen und auch zeigen, können wir leichter Aufmerksamkeit und Vertrauen bei den Menschen gewinnen, die uns im Business und im Privatleben wichtig sind.

Texte mit Gefühl berühren die Leser

Wenn ich meine Gefühle in die Themen, über die ich beruflich schreibe, einfließen lasse und Ausdruck dafür finde, was mich berührt, dann entsteht Resonanz. Ich merke das jedes Mal: Wenn mir ein Thema wirklich wichtig ist und es so richtig leidenschaftlich aus mir raussprudelt, erzielt es in meinem Blog und anderen Social Media Plattformen eine große Resonanz: Kommentare, Shares, Retweets und Likes sind die Folge. Dadurch kommen wieder neue Fans und Follower dazu, die Community wächst.

Mein Paradebeispiel: Jede Menge Gefühl steckt für mich in dem Thema Dankbarkeit, ein Thema, über das ich mit viel Leidenschaft in dem Artikel „Wie man ein Dankbarkeitstagebuch schreibt“  berichtet habe. Er ist heute einer der am Häufigsten aufgerufenen Artikel in meinem Blog.

Gefühle schaffen Verbindungen

Dabei sind nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen gefragt: Die texanische Sozialwissenschaftlerin Brené Brown schreibt in ihrem Buch: „Verletzlichkeit macht stark“: „Es geht im Leben nur um eins: Verbindung. Die Fähigkeit, sich mit anderen verbunden zu fühlen, ist der Grund, warum wir hier sind. Und Menschen, die ihre Verletzlichkeit leben und zugeben, erleben so eine Verbindung am ehesten.“

Viele Blogger beispielsweise zeigen ihre Gefühle sehr offen, berichten auch mal über Fehlgriffe, Pannen und haben gerade deshalb eine große und treue Anhängerschar. Ein Beispiel dafür ist die Reisebloggerin Conni Biesalski mit ihrem Blog Planet Backpack. Sie zeigt ihre Gefühle in ihren Videos, in ihren Blogposts ganz offen. Sie vermittelt das Lebensgefühl, dem viele Menschen nacheifern wollen: Dem, des digitalen Zen-Nomaden, der als reisender Blogger ein angenehmes Auskommen gestalten kann. Sie macht Videos, die z.B. „Wie ich mich fühlen will“ heißen. Und das spricht ihr Publikum an. Die Folge: Knapp 27.000 Fans folgen ihr auf Facebook, ihr YouTube-Video „How I Created Germany’s Most Popular Travelblog“ wurde in neun Monaten 5.695 mal aufgerufen.

Als die Zeitschrift brand eins im April 2016 über Blogger berichtete, die ihr Geld damit verdienen, anderen Bloggern das Bloggen beizubringen, wurde Conni Biesalski nicht direkt erwähnt. Indirekt wurde ihr Angebot aber als Vorzeigebeispiel dargestellt für „eine ganze Branche ahnungsloser Gaukelroboter im Gewand lustiger Selfmade-Typen der Generation Y, die von allen Seiten erzählt bekommt, so sehe ein prestigeträchtiges und von Zen-Geist erfülltes Leben als Blogger aus“ (brand eins, 04/2016, S. 147). In ihrem Video, das sie als Reaktion darauf  drehte, sieht man erneut, wie emotional die Bloggerin agiert.

Welche Gefühle gibt es?
Gefühle motivieren Mitarbeiter

Es lohnt sich, in der Kommunikation auf Gefühle einzugehen: Untersuchungen haben gezeigt, dass Emotionen das Engagement der Mitarbeiter, ihre Kreativität, Entscheidungsfreude, die Qualität ihrer Arbeit und die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Unternehmen verbleiben, beeinflussen – positiv wie negativ. Dafür gibt es bereits erste Apps: Mit Niko Niko beispielsweise können Mitarbeiter und Arbeitsgruppen ihre emotionalen Reaktionen auf ihre Tätigkeiten festhalten und den Zusammenhang zwischen Stimmung und Produktivität erkennen.

Gefühle transportieren Information

Und auch beim Lernen spielen Gefühle eine Rolle: Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie an der Universität Göttingen, sagt: „Beim Lernen können auch ganz neue Vernetzungen von Nervenzellen entstehen, wenn emotionale Bereiche angesprochen werden. (….) Voraussetzung ist allerdings, dass uns das Unterrichtsthema berührt und regelrecht unter die Haut geht. (…) Wir müssen also darüber nachdenken, wie wir Lernprozesse mit positiven Emotionen aufladen können.“ Wenn Sie also gerade Ihr neues Webinar konzipieren, sollten Gefühle ein wichtige Rolle spielen. Aber nicht nur deshalb.

Der Ausdruck von Gefühlen spielt eine elementare Rolle in unserem Leben: Bronnie Ware, eine Palliativpflegerin, die viele Menschen am Sterbebett bis zum Tod begleitet hat, schreibt in ihrem Bestseller über „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“. Einer der Punkte lautet: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken„.

Authentisch über Gefühle zu schreiben – das ist gar nicht so leicht. Mut gehört dazu, Neugierde, Interesse, Empathie und jede Menge Übung. Diese 10 Übungen haben mir dabei geholfen, mehr Gefühl für das Gefühl zu entwickeln und ein emotionales Vokabular aufzubauen. Wenn Sie in Zukunft mit Leidenschaft schreiben wollen und Ihrem Blog, Ihrem eMail-Newsletter oder einem Liebesbrief ihre persönliche emotionale Note verleihen wollen, dann helfen Ihnen diese zehn Tipps:

  1. Purer Text erzeugt Gefühle: Eine neue Studie von Alan Dennis von der Indiana University und Taylor Wells von der California State University  belegt: Gerade bei romantischen Mitteilungen ist ein E-Mail mit purem Text das ideale Medium: emotionaler, tiefer und nuancenreicher als das gesprochene Wort.
  2. Besondere Themen erzeugen Gefühle: Über was können Sie schreiben? Was sind gute Themen? Was interessiert die Menschen? Eine Übersicht über die Kriterien für den Nachrichtenwert, die die Kommunikationsforschung identifiziert hat, finden Sie hier. Wenn Sie drei Themen zur Auswahl haben, suchen Sie sich das mit dem größten persönlichen Leidenschaftsfaktor aus.
  3. Menschen und ihre Geschichten erzeugen Gefühle: Wenn Sie einen Sachverhalt erklären wollen, dann erwecken sie ihn durch Storytelling zum Leben. Die Personalisierung spielt eine wichtige Rolle: Meinungen, Geschichten und das Leben von Prominenten machen die Sachverhalte anschaulich. Die Akteure sind Stellvertreter für eine Vielzahl von Gefühlen und Ihre Texte werden für die Lesenden spannender.
  4. Schreiben hilft, Gefühle wahrzunehmen: Ganz oft höre ich: „Ich funktioniere nur noch. Ich habe so einen Stress. Ich fühle nichts mehr“. Dazu kommt: Die Medien überfordern uns mit Horrormeldungen aus aller Welt. Oft sind wir zu Anteilnahme nicht mehr in der Lage, weil wir nicht wissen, wo wir anfangen sollen. Oder ein Trauma verhindert das Fühlen: Sabine Herm schreibt in ihrem wunderbaren Blog darüber, dass viele Menschen ihre Gefühlswelt aufgrund eines Traumas abspalten: Was zu schmerzvoll ist, wird weggelegt. Wer in der eigenen Gefühlswelt auf Entdeckungsreise gehen möchte, dem empfehle ich das Schreiben eines Gefühlstagebuchs: Jeden Abend drei Gefühle aufschreiben, die Sie wahrgenommen haben und die Wörter, die das Gefühl am besten beschreiben.
  5. Erweitern Sie Ihren Gefühlswortschatz: Sammeln Sie Begriffe, die Ihnen gefallen zu den Gefühlen, die Sie interessieren, die Sie toll fanden, die Sie haben wollen, von denen Ihnen andere berichtet haben, die sich Ihre Kunden wünschen. Legen Sie sich eine Gefühlswortschatzkiste an: Immer, wenn Sie ein interessantes Wort entdecken, das zu einem Gefühl auf Ihrem Gefühlsradar passt, schreiben Sie es auf einen Zettel und legen es in Ihre Schatzkiste. Und: Lesen Sie das Buch von Mario Giordano: „1000 Gefühle, für die es keinen Namen gibt“. Eine inspirierende Liste von speziellen Gefühlen in besonderen Situationen, die jeder kennt, für die aber der Fachbegriff fehlt. Zum Beispiel „Der Stolz, die Karre wieder zum Laufen gebracht zu haben“ oder „Die Dankbarkeit, dass jemand den Hund festhält“. Legen Sie Ihre eigene Liste der Gefühle an, für die es keinen Namen gibt.
  6. Wandeln Sie in den Schuhen der anderen: Sie möchten einen Blogtext schreiben, der ganz besondere Wunschkunden anzieht? Versetzen Sie sich in eine Kundin, einen Kunden hinein: Was macht er, was braucht sie, was wünschen sich diese Kunden, wovon träumen sie? Wie wollen sich diese Kunden fühlen und wie können Sie dazu beitragen? Der amerikanische Coach Tony Robbins schreibt in seinem Blog über die sechs menschlichen Grundbedürfnisse, nach deren Erfüllung wir alle streben: 1. Sicherheit: Sicherheit, um Schmerz zu vermeiden und Freude zu gewinnen; 2. Ungewissheit/Vielfalt: Verlangen nach dem Unbekannten, Veränderung, neue Impulse; 3. Bedeutung/Stellenwert: Einzigartig sein, wichtig, speziell oder benötigt/gebraucht; 4. Verbindung/Liebe: Nähe oder Vereinigung mit jemandem oder etwas; 5. Wachstum: Mehr Kapazität, Leistungsfähigkeit oder Verstehen; 6. Beitrag/Zuwendung: Anderen helfen und einen positiven Beitrag leisten. Setzen Sie Ihr Angebot dazu in Bezug: Welche Gefühle haben Ihre Kunden? Welche Grundbedürfnisse erfüllt Ihr Angebot? Wie können Sie darauf eingehen?
  7. Lesen Sie über Gefühle: Romane, Biografien, Gedichte: Wie haben Ihre literarischen Vorbilder Gefühle beschrieben? Schauen Sie sich den Zeichentrickfilm „Alles steht Kopf“  Darin wird die Kindheit eines Mädchens beschrieben und gezeigt, wie die fünf Basisemotionen Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel im Kopf des Mädchens agieren.
  8. Zeigen Sie Gefühle, ohne sie zu beschreiben: Wenn Sie ein interessantes Gefühl gefunden haben: Was sieht man, wenn ein Mensch dieses Gefühl hat? Was hört man? Was riecht man? Wie handelt eine Person, wenn Sie dieses Gefühl hat? Welchen Gesichtsausdruck hat sie? Welche Worte werden gewählt? Welche Dialoge entstehen? Welchen Kinofilm sehen Sie, welches Musikstück hören Sie, welches Foto haben Sie vor Augen, wenn es um dieses Gefühl geht? Welche Farbe hat das Gefühl, wie hört es sich an, welchen Geschmack hat es?
  9. Dosieren Sie die Gefühle: Zu viel Gefühl – auf bayerisch „vui zvui Gfui“ – ist auch keine Lösung: Übertriebende Gefühlsduselei wirkt genauso wenig wie abgedroschene Floskeln, Phrasen oder Klischees. Sammeln Sie diese Floskeln einmal und schreiben Sie einen richtig platten, übertrieben-gefühlsduseligen Text! Und, macht’s Spaß? Und: Trennen Sie zwischen Ihren privaten Gefühlen und Leidenschaften und denen, die Sie in der Öffentlichkeit darstellen wollen. Impulse für die Lösung des Sichtbarkeitsdilemmas habe ich hier zusammengestellt.
  10. Schreiben Sie zusammen mit anderen: In der Schreibwerkstatt schreiben wir häufig über Gefühle. Die, die wir haben, die die wir haben möchten und über Gefühle, die andere Menschen haben. Wir schreiben die Texte und lesen sie uns anschließend gegenseitig vor. Durch das laute Vorlesen entwickeln Sie einen anderen Bezug zum Text und Sie merken vielleicht schon beim Lesen, spätestens aber durch die Fragen der Zuhörenden, wo’s noch nicht ganz rund ist. Ich habe gemerkt: Seit ich mich durch das gemeinsame Schreiben mehr auf das Wahrnehmen und das Differenzieren meiner Gefühle konzentriere, finde ich leichter Worte für Gefühle und kann sie im Text besser transportieren.
IronBlogger Blogparade Leidenschaft

Über das Schreiben mit Leidenschaft habe ich heute nachgedacht, weil ich als Mitglied der Münchner Gruppe der IronBlogger an der Blogparade zum Thema „Leidenschaft“ teilnehme. Alle Infos über die Blogparade finden Sie hier. Einen Rückblick auf die erste Halbzeit gibt es hier. Gestern hat meine Bloggerkollegin Irene Gronegger im Maxvorstadtblog über die Leidenschaft der einfachen Fotografie berichtet und mich mit wunderbaren Fotos vom Wiesen-Schaumkraut bezaubert. Morgen schreibt Maria, die immer so tolle Rezepte postet, über ihre Leidenschaft bei „Immer Ferien“. Ich bin gespannt!

Wie bringen Sie Leidenschaft und Gefühl in Ihren Content?