Ziele finden, Ziele umsetzen, Selbstwahrnehmung und Planung gelingen mir leichter, in dem ich meine Gedanken schriftlich festhalte. Immer mehr Menschen nutzen kreatives oder autobiografisches Schreiben sowie Art-Journaling und Bullet-Journaling als Selbstmanagement-Technik. Über die fünf Gründe, warum Sie mit dem Schreiben anfangen sollten, ein Einblick in meine Journaling-Praxis und sieben wirkungsvolle Fragen für den Einstieg.
Sich hinsetzen und einfach losschreiben. Oder mich gezielt mit einem Notizbuch in ein Café setzen. Oder im Garten sitzen und handschriftlich festhalten, was ist, was ich mir wünsche oder was gerade erledigt werden muss. Für mich bedeutet das Journaling, das regelmässige Schreiben in mein Bullet Journal, dass ich meine Kreativität pflege – und noch viel mehr: Achtsamkeit, Planung, Problemlösung, Fokussierung, Lernen, Erholung, Prävention, Motivation, Heilung, der Weg zur Zielfindung und Umsetzung, Hobby, Entspannung und Genuss zugleich. Und für Sie?
„Aber ich kann doch gar nicht schreiben, in Deutsch hatte ich immer schlechte Noten!“ – das ist der Hauptgrund Nummer eins, warum viele Menschen das Schreiben einfach nicht für sich entdecken wollen. Und doch kann es so viel für uns tun.
Sie müssen kein Hemingway sein, um zu schreiben
Wer schreiben will, muss weder Schriftsteller noch Poet sein. Nicht jeder, der ein Auto fährt, verfügt über die gleichen Fahrkünste wie Walter Röhrl oder Sebastian Vettel. Und dennoch kommen sie zum Ziel.
Alles, was wir zum Schreiben brauchen, ist ein Kugelschreiber oder Bleistift und Papier oder ein PC und etwas Strom und Speicherplatz. Und die Neugierde darauf, schreibend die eigenen Gedanken, Gefühle und Ziele zu erkunden, zu notieren, zu formulieren und auszudrücken. Das ist es schon. Rechtschreibung und Grammatik? Eine schöne Handschrift? So lange Sie es lesen können, reicht es im ersten Schritt.
Diese fünf Gründe machen für mich das Schreiben zur Selbstmanagement-Technik Nummer eins:
1. Schreiben ermöglicht Selbstreflexion
Durch das Schreiben lernen wir, uns selbst besser zu verstehen: Wir nehmen beim Schreiben oft andere Gefühle wahr, schauen genauer hin, spüren ins Detail hinein.
Vielen Menschen, die ich in den vergangenen Jahren in meinen Schreibwerkstätten begleiten durfte, ist das Schreiben ein regelmäßiger Begleiter geworden: In den Morgenseiten, in den Geschichten, die sie über ihr Leben geschrieben haben, in Briefen, die sie für andere Menschen geschrieben haben oder in ihrem Tagebuch. Sie schreiben, um sich zu erinnern, zu verstehen. Und um ihre Ressourcen zu finden.
2. Schreiben ordnet Bewusstes und Unbewusstes
Für und Wider, hin und her. Schreiben schafft einen Überblick z.B. in Entscheidungssituationen. Wenn etwas schwarz auf weiss geschrieben steht, lassen sich Entscheidungen besser fällen. Es bietet einen Überblick über Optionen und Wege in die Zukunft.
3. Schreiben schafft Distanz
Schreiben hilft, Gefühle besser wahrzunehmen. Das Aufschreiben erlaubt den emotionalen Abstand zu schwierigen Themen und Erlebtes zu verarbeiten. Es strukturiert Ereignisse und Erlebnisse.
Schreiben hilft dabei, zu vergessen: Schreiben erleichtert, Schreiben befreit. Leeren Sie einfach Ihren Speicher: Schreiben Sie das, was Sie bewegt auf Papier. Es lässt Sie besser schlafen. Papier ist geduldig.
Schreiben Sie Ihr persönliches Brainstorming nieder, wenn es einmal schwierig wird. Schreiben Sie sich einen gedanklichen Dialog mit einem Helden Ihrer Kindheit auf: Was würden Spiderman, Wonderwoman, James Bond oder Pippi Langstrumpf in Ihrer Situation tun?
4. Schreiben schafft Nähe
Das Schreiben ermöglicht es uns, Gedanken nach außen zu tragen. Sich ausdrücken, Erlebtes, Gefühle, Gedanken oder Standpunkte darstellen, Verbündete finden und Verständnis gewinnen – durch das Schreiben können wir in Beziehung zu anderen treten und Beziehungen pflegen.
Schreiben Sie mit anderen, in einer Schreibwerkstatt. Oder schreiben Sie mit Kolleg*innen über gemeinsame Ziele und die erreichten Erfolge.
5. Schreiben erhöht die Selbstwirksamkeit
Sie entwickeln durch das Schreiben Ihre Kreativität, Ihre Selbstwahrnehmung, Ihre Ausdrucksfähigkeit. Je mehr Sie schreiben, desto schneller formulieren Sie, desto sicherer sind Sie in Ihrem Ausdruck. Sie fördern Ihre Schreibstimme zutage. Sie fühlen sich produktiv. Sie werden stolz auf Ihre Texte sein.
Sie finden schreibend leichter Ihre Ziele, Träume und Wünsche. Und die Wege dazu, sie ins Leben zu tragen. Und wer weiß, vielleicht haben Sie irgendwann Lust darauf, einen Roman zu schreiben?
Ich nutze das Schreiben, um Gedanken, Assoziationen, Pläne, Ideenblitze oder die sogenannten „göttlichen Eingebungen“ festzuhalten. So manche wirklich gute Idee würde sonst in der täglichen Informationsflut untergehen. Schon oft hab ich ein altes Notizbuch durchgeblättert und ich war erstaunt, über das, was ich aufgeschrieben hatte. Ich hatte es einfach vergessen.
Bewegen Sie sich raus aus Ihrer Komfortzone
Schicken Sie den Zensor weg und fangen Sie einfach an:
Unterhalten Sie sich schreibend mit sich selbst. Ohne Formulierungszwang und Perfektion. Schreiben Sie’s hin, das was Sie denken, ohne Punkt und Komma. Schreiben Sie, was geschrieben werden muss.
Interviewen Sie sich selbst: Stellen Sie sich die Fragen, die Ihnen Anne Will, Maybrit Illner oder Günther Jauch stellen würden. Unterhalten Sie sich mit Ihrem inneren Kind.
Keiner wird es außer Ihnen lesen. Erlauben Sie es sich, Ihre Gedanken aufzuschreiben, sie sind es wert!
Wie Sie Schreibroutinen entwickeln
Schreiben Sie täglich, wenn es geht. Oder mindestens wöchentlich für mindestens drei Monate – an Ihrem Lieblingsplatz, vielleicht mit Kerzenlicht und Musik? Oder im Café? Zu einer bestimmten Zeit, z.B. gleich nach dem Aufstehen oder kurz vor dem Ins-Bett-gehen? Als Fließtext oder Gedicht? In Listen? Impressionistisch oder akribisch detailgetreu, in Wortfetzen oder Juristendeutsch, als Roman oder Artikel im lokalen Anzeigenblatt. In der Ich-Perspektive oder aus der Sicht Ihrer Nachbarin. Egal wie: SCHREIBEN SIE!
Schreiben Sie Morgenseiten. In dem Buch „Der Weg des Künstlers“ schlägt Julia Cameron vor, jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen drei handgeschriebene Seiten oder 750 Wörter zu schreiben: Egal was, einfach über das, was Ihnen gerade einfällt. Ich habe durch diese Übung meine Schreibpraxis und Selbstwahrnehmung enorm verbessert und finde nun sehr viel schneller Zugang zu Gedanken, Gefühlen und Wünschen. Für mich sind die Morgenseiten das wirksamste Mittel, um das eigene kreative Potential zu erschließen!
Schreiben Sie ein Erfolgstagebuch, in dem Sie Ihre täglichen kleinen und großen Erfolge festhalten. Oder Sie legen so ein Buch an für ein spezifisches Ziel oder Projekt und dokumentieren so den Projektfortschritt.
Schreiben Sie abends über drei Dinge, für die Sie heute dankbar sind: Wie man ein Dankbarkeitstagebuch schreibt
Schreiben Sie regelmäßig ein Tagebuch oder ein Reisetagebuch, auch Travel Journal genannt:
- Was haben Sie gefühlt?
- Welche Gedanken sind Ihnen in diesem Moment gekommen?
- Welche Gedanken tauchen jetzt auf, wenn Sie die Erfahrung, über die Sie schreiben, reflektieren und wiedererleben?
- Erinnert Sie diese Erfahrung, über die Sie gerade schreiben, an andere Momente in Ihrem Leben?
Vielleicht lieben Sie es zu zeichnen? Dann kombinieren Sie Ihre Texte mit Zeichnungen in einem Art Journal, einem Kunsttagebuch. Beginnen Sie mit einem Jahreszeiten-Tagebuch und halten Sie die Veränderungen in der Pflanzenwelt, beim Wetter und bei Tieren fest, die Sie in der Natur beobachten. Kleben Sie gepresste Blüten und Blätter ein.
Ich bin eine große Freundin des Bullet Journals geworden und habe viel Freude daran, täglich meine ToDo’s, Gedanken, das was ich gelernt habe oder meine Ideen für Blogartikel darin aufzuschreiben. Das Ende der Zettelwirtschaft – das hat das Bullet Journal für mich gebracht. Was das ist? Letztendlich ein selbst gestaltetes Kalenderbuch mit ganz viel Platz für die unterschiedlichsten Bereiche und Notizen des Lebens. Auf Instagram teilen die Menschen ihre teilweise sehr aufwändig gestalteten Bullet Journals. Geben Sie doch die Suchbegriffe #bulletjournal #bujo oder #bulletjournaldeutschland bei Instagram ein, dann bekommen Sie einen Eindruck von der Vielfalt und vom Hype, den diese Bücher gerade auslösen. Mir bereitet das Bullet Journal viel Freude, und es fällt mir leichter, Notizen wiederzufinden und damit zu arbeiten. Meinen Kalender zeichne ich dabei selbst in ein Blanko-Notizbuch und kann auf diese Weise meiner Wochen- und Monatsplanung die Struktur geben, die ich für meine unterschiedlichen Lebensbereiche brauche. Ich habe viel Freude daran, Schönes einzukleben oder darin zu zeichnen.
Diese sieben Fragen bieten wunderbare Einstiege ins Schreiben:
1. Was erfreut mich heute?
2. Wofür bin ich dankbar?
3. Wovon träume ich?
4. Was will ich wirklich?
5. Was brauche ich?
6. Was hat wirklich gut funktioniert?
7. Warum tue ich das, was ich tue?
Schreiben, um das Jahr zu planen
Das Schreiben hat es mir auch ermöglicht, mein Jahr besser zu planen: In jedem Jahr veranstalte ich deshalb zum Frühlingsbeginn mit der Lebenswerkstatt ein Schreibretreat für Frauen, um sich mithilfe des Schreibens auf die kommenden zwölf Monate vorzubereiten: Intuitiv schreiben, nach einer geführten Mediation schreiben, kreativ schreiben, mit anderen gemeinsam schreiben: Wie war das vergangene Jahr? Was wünsche ich mir im kommenden Jahr? Was will ich fühlen? Die Seele baumeln lassen in einem wunderbaren Hotel. Die Auszeit genießen im Austausch mit anderen wunderbaren Menschen, sich gegenseitig inspirieren. Das ist die Lebenswerkstatt:
Die Lebens-Schreibwerkstatt für wunderbare Frauen
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