Es muss nicht 35mal durchdacht werden, 50 Korrekturschleifen durchlaufen und übertrieben perfekt sein – egal ob Webseite, Blog, Selbst-PR oder Business-Plan! Es muss passen, gut sein und dann umgesetzt werden. Erfolg hat, wer Projekte aus der Theorie in die Praxis bringt. Mein Plädoyer für die Backmischung in der Selbständigkeit:
„Machen ist wie wollen – nur krasser.“ Diesen Spruch habe ich vor kurzem auf einem T-Shirt gesehen. Genau, hab ich mir gedacht: Krasser und erfolgreicher. Machen macht den Unterschied!
In den vergangenen 25 Jahren habe ich unzählige Projekte gesehen, die nicht zustande gekommen sind, weil sie in den Augen der Menschen, die sie sich ausgedacht hatten, nicht „perfekt“ waren. Weil man sie nochmal irgendwie besser, schöner, genauer durchdenken und besprechen musste. Und dann war in vielen Fällen die Luft raus, die Motivation war weg, der Selbstzweifel siegte. Aus. Mutlos. Setzen wir lieber das um, was wir schon kennen.
Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten – aus „Wilhelm Tell“ (Schiller)
Bevor ich mich 1996 selbständig gemacht habe, war ich im Marketing eines IT-Distributors beschäftigt: Ein junges Team mit amerikanischer Unternehmenskultur, einer Vielzahl von Marketing-Projekten, Spaß und guten Ideen. In diesen drei Jahren habe ich gelernt: Zwei Korrekturläufe für die Kundenzeitschrift müssen reichen, sonst krieg ich das Ding nie auf die Straße. Für übertriebene Perfektion war keine Zeit. Das nächste Projekt saß mir im Nacken, der Arbeitstag hatte nur acht Stunden, also: So gut wie möglich produzieren, d.h. die beste Qualität gleich beim ersten Mal und dann: Auf die Plätze, fertig, los!
Quick and dirty? Ja und nein. Schnell musste es gehen, aber wir haben versucht, eben das bestmögliche aus der gegebenen Zeit herauszuholen. Die Ergebnisse: Ein beachtlicher Durchsatz mit einer Vielzahl von kreativen Aktionen: Events, Mailings, Kataloge, eine Kundenzeitschrift, Aktionswochen und PR. Dazu: Erfahrung, Erfolg und niemals Mittelmaß!
Ist auch mal was schiefgelaufen? Ja, natürlich! Es waren ja Menschen beteiligt, keine Maschinen. Und war das schlimm? Nein, es waren Lernschleifen. Bei der nächsten Aktion haben wir es noch besser gemacht.
Delegieren, Outsourcing, Know-how zukaufen
Wie wir das geschafft haben? Wir holten uns Hilfe von außen: Praktikanten, Agenturen, Marketing-Dienstleister, Drucker, Messebauer und wer uns sonst noch bei den kreativen Aktionen unterstützen konnte. Unser Motto: Lieber Dienstleistung und Expertise zukaufen als eine Aktion nicht durchzuführen. Denn die vertriebsunterstützenden Erfolge sprachen für sich.
Diesen „Willen zum Durchsatz“ und den „Mut zur kreativen Aktion“ habe ich aus dieser Zeit mitgenommen. Denn ich hatte erfahren: Eine gute Idee, mit Liebe und Engagement rasch auf die Straße gebracht, zeigt immer bessere Resultate als nichts zu unternehmen. Wenn wir von unserem Konzept überzeugt waren, hat es in der Regel auch funktioniert.
Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist – Dalai Lama
Nicht immer ist alles reibungslos abgelaufen: Manchmal waren Kompromisse nötig, mal eine Anpassung an das Budget oder den Geschmack des Entscheiders. Manchmal brachten Aktionen nicht den gewünschten Output oder ein überraschendes, anderes Ergebnis. Trotzdem war es immer besser zu machen, als abzuwarten und übertrieben zu perfektionieren oder eine Aktion zu zerreden. Etwas umgesetzt zu haben, war der Motor, der uns antrieb weiterzumachen. Der nächste Schritt, das nächste Projekt, der nächste Erfolg!
Früher war ich unentschlossen, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher
Leo Babauta, amerikanischer Star-Blogger schreibt in seinem Blogpost „Change Your Story to Change Your Life“ darüber, wie es wohl gewesen wäre, wenn Superhelden wie Harry Potter nicht gegen Voldemort kämpfen würden, weil es zu aussichtslos ist und er lieber auf dem Handy daddeln möchte? Oder wenn Odysseus keine Reise antreten würde, weil er ja am Ende doch nur aufgeben würde und lieber den Rufen der Sirenen in Facebook und Instagram lauscht?
Ich bin nach wie vor fasziniert vom Machen und bin immer gut damit gefahren, etwas zu unternehmen, statt vor dem Fernseher zu sitzen und zu lamentieren. Ich weiß, dass ich in der Zeit, in der manche Blogger ihr Blogbaby nur konzipieren, schon mit zehn Beiträgen online bin und dadurch etwas bewegt habe. Denn ich erfahre jeden Tag aufs Neue: Machen ist tatsächlich viel krasser als wollen!
Übertriebene Perfektion schadet uns
Das Ende der Perfektion hatte ich spätestens in dem Moment eingeläutet, in dem ich mich in einem Selbstversuch dem spannenden Forschungsfeld der Unvereinbarkeit von Beruf und Familie gewidmet habe:
Früher hielt ich die Backmischung für ein Zeichen des Untergangs mitteleuropäischer Backkultur: Nur etwas für Dilettanten! Geht ja gar nicht.
Heute weiß ich: Wenn am nächsten Tag ein Kindergeburtstag ansteht und es 75 Muffins für Kinder, Lehrer und den Kindergeburtstag am Nachmittag braucht, ist das am Ende eines Arbeitstages oft nicht anders als mit ein paar Schachteln Backmischung zu schaffen. Es gibt also etwas mit Liebe Selbstgebackenes, das gut schmeckt, mit dem dazugehörigen Duft der Vorfreude in der Küche, aber eben mit einem zeitsparenden Kompromiss und qualifizierter Hilfe von außen. Denn gibt es auch köstliche Backmischungen in Bioqualität mit Dinkelmehl!
Und so habe ich mir für viele Elemente meiner Selbstständigkeit meine persönlichen Backmischungen zusammengestellt: Wenn ich z.B. etwas lernen möchte, buche ich einen Kurs bei einer Expertin oder einem Fachmann und wühle mich nicht wochenlang durch irgendwelche Fachbücher. Ich blogge wöchentlich mit einem vertretbaren Aufwand und zeige mich in den Social Media, aber nur von Montag bis Donnerstag. Gut umgesetzt ist besser als perfekt aufgeschoben.
Alles Pareto
Mir hat es immer geholfen, beim Machen auf das zu achten, was wichtig ist, was ich weglassen kann und wann etwas gut und gut genug ist. Erfolg ist auch möglich ohne den dritten Korrekturlauf oder das stundenlange Einkaufen und Zusammenrühren einer Vielzahl von Kuchenzutaten. Mein persönlicher Erfolg ist es, etwas Hervorragendes tatsächlich geliefert zu haben: Muffins mit Buntzuckerperlen für glückliche Kinder oder Sichtbarkeit durch eine Kundenzeitschrift mit journalistischen Ansprüchen für zufriedene Kunden.
Die Grundlage für die Backmischungen meiner Selbständigkeit bildet das „Paretoprinzip“, benannt nach Vilfredo Pareto, auch bekannt als die „80/20-Regel“. Sie besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Aufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse benötigen mit 80 % die meiste Arbeit. Ein Beispiel: Viele Unternehmen erzielen 80 % des Umsatzes mit nur 20 % der Produkte. Also, genau hinschauen: Was lohnt sich – und was nicht?
Done is better than perfect – Sheryl Sandberg, Lean In: Women, Work, and the Will to Lead
Es ist mir im Selbständigenleben nicht immer leicht gefallen, die hohe Motivation, die das Machenwollen voraussetzt, konstant beizubehalten. Dann hat mir die Kraft der kleinen Schritte geholfen: Jeden Tag mindestens 15 Minuten für das Projekt zu arbeiten. Und die Erkenntnis, dass alles immer Beta ist. Auch bei den anderen übrigens.
Do what you can, with what you have, where you are – Theodore Roosevelt
Das Leben findet außerhalb der Komfortzone statt – davon bin ich überzeugt. Alles, was ich mache, umsetze, tue, alles, was ich mich traue, erweitert meine Komfortzone. Schon seit 20 Jahren, Schritt für Schritt. Aus dieser Komfortzone heraus kommt mein Rat: Machen Sie! Jetzt gleich. Das was Sie können. Mit der Liebe, dem Wissen und der Erfahrung, die Sie haben. Da wo Sie sind! Und mit der Hilfe, die Sie bekommen können!
Was möchten Sie erreichen, bewegen oder verändern? Wie kann ich Sie in Ihrer Sichtbarkeit, Selbst-PR oder beim Bloggen unterstützen? Ich freue mich auf Ihre Nachricht!
6 Antworten zu „Umsetzen statt zögern: Alles Pareto oder wie ich lernte, die Backmischung zu lieben”.
[…] Die 20-Jahre-Serie, Folge 3: Alles Pareto oder wie ich lernte, die Backmischung zu lieben […]
[…] Die 20-Jahre-Serie, Folge 3: Alles Pareto oder wie ich lernte, die Backmischung zu lieben […]
Danke, liebe Monika, für Deinen Kommentar! Freut mich sehr!
Viele Grüße
Daniel
Dein Artikel gefaellt mir auch sehr gut!
Liebe Gruesse Monika
Danke, liebe Susanne!
Und so ist es, etwas planen, umsetzen, lernen, erfahren, in Resonanz gehen! Dann geht’s beim nächsten Mal leichter, besser und mit mehr Freude!
Liebe Grüße
Daniela
Ein toller Artikel!!! und ich gebe dir absolut recht. Man muss nicht erst perfekt sein um was zu bewegen. Am einfachsten wird man nämlich perfekt wenn man was bewegt :-)