Ich-ohne-Du-Strategie: Die 10 Todsünden der Selbst-PR

Sichtbarkeit um der Sichtbarkeit willen bringt weder Vernetzung noch gutes Geschäft. Wie man sich mit der Ich-ohne-Du-Strategie das Business und die Karriere versaut.

Ich ich ich. Die Wahrheit ist: Das wird nicht funktionieren! Es gibt kein Ich ohne Du. Es gibt keine Beziehung ohne Interesse und Liebe für den anderen. Es gibt keine Karriere ohne Menschen, die mich einstellen. Es gibt kein Business ohne Kunden.

Und doch verhalten sich viele Menschen im Netz und in den sozialen Medien so, als wenn es die anderen da draußen gar nicht gäbe. Wer nach der Ich-ohne-Du-Strategie lebt, wird nicht in Resonanz gehen mit anderen Menschen. Weil sie genau fühlen, dass der Absender das nicht will. Der Ich-ohne-Du-Typ interessiert sich nicht für meine Fragen oder Bedürfnisse. Die kleinen Sonnenkönige wollen einfach nur senden und sichtbar sein. Sich zeigen und Bestätigung sowie Anerkennung finden. Die eigenen Statussymbole, Meinungen, Erfolge sollen gesehen werden.

Wer nach dem Ich-ohne-Du-Prinzip lebt, postet sich in eine Einbahnstraße

Ich will Ihnen etwas verraten: Die Menschen spüren das genau, ob man etwas aus einem Gefühl des Helfenwollens und der Nutzenorientierung heraus und mit Liebe zeigt, oder aus reinem Narzissmus. Sie spüren das durch ihr Smartphone, Tablet oder ihr Notebook hindurch. Die Menschen spüren die Liebe – oder eben die Selbstliebe.

Ich ohne Du Selbst PR

Und dann liken und sharen nur noch die, die sich Vorteile davon erhoffen. Die vom Gewogensein des Ich-ohne-Du-Senders abhängig sind. Aber nein: Vertrauen und Bindung bauen die Menschen zu den Ich-ohne-Dus nicht auf.

Die Menschen haben genug von denen, die weder informieren, noch inspirieren, noch unterhalten oder andere zum Lachen bringen. Was Follower z.B. bei Facebook, Twitter und Instagram nervt: Werbung, Irrelevanz und Häufigkeit, das belegt eine erst vor Kurzem veröffentlichte Studie.

Das sind die 10 Todsünden der Selbst-PR nach dem Ich-ohne-Du-Prinzip, die mir derzeit am häufigsten begegnen:

  1. Senden ohne Respekt vor den Empfängern. 20 Bilder aus dem Urlaub am Tag? Die sind doch alle sooooo toll! Oversharing nervt. Konzentration aufs Wesentliche jedoch nicht.
  2. Senden ohne Liebe zum Kanal. Ein Foto knipsen und dann rein in Instagram, Pinterest, in Facebook und in Twitter. Da ist der Kanal schnell voll.
  3. Senden ohne Entgegenkommen. Die Kunden müssen einfach damit zurechtkommen, dass man nur auf Facebook oder nur auf XING etwas teilt oder eben aus Prinzip nur analog unterwegs ist. L’état c’est moi!
  4. Senden ohne Kontext. Schön sieht der Salat auf dem Foto aus, mit Crevetten oben drauf. Aber der Link zum Rezept oder zu dem Restaurant? Oder: Partyfotos – und wieder tolle Freunde an spannenden Locations getroffen! Aber warum? Traum erfüllt, jemand anderem dort geholfen, etwas gelernt, was zum weiterhelfen oder empfehlen erlebt? Content ohne Relevanz und Nutzwert ist doof. Narzissmus hat keinen Nutzwert für andere.
  5. Ganz alleine senden. Anderen Menschen aus dem Netzwerk eine Bühne geben? Eine Empfehlung aussprechen, loben? Wer immer nur über sich spricht, wird eines Tages ohne Netzwerk dastehen.
  6. Keine Selbst-PR. Irgendwann werden alle das Genie eines Menschen erkennen, von alleine. Social Proof? Nur weil jemand 1.000 Follower hat, soll er glaubwürdiger und kompetenter wirken?
  7. Selbst-PR ohne Kontinuität. Mal postet einer was, mal sechs Monate nichts. Langer Atem oder Interesse an den Fragestellungen und Diskussionen der anderen? Fehlanzeige!
  8. Selbst-PR ohne Konzept. Ein Personal Brand? Eine Personenmarke? Wiedererkennbarkeit ade, wenn einer wirklich zu ALLEN Themen etwas zu sagen hat. Eigen-PR erfolgt dann mit der Gieskanne.
  9. Karriere ohne Weitblick. Viele angestellte Führungskräfte vermeiden aktive Selbst-PR. Denn wer auffällt, hat mit Kritik zu kämpfen, mit dem Neid der anderen um die Sichtbarkeit, die Aufmerksamkeit und das Vertrauen, das diejenigen gewinnen, die sich zeigen. Doch die Arbeitswelt 4.0 wird mit global vernetzten Teams eine andere Art der Kommunikation verlangen.
  10. Ich ohne Du. Social Media? Die wollen doch nur an meine Daten! Digitalisierung betrifft meinen Beruf nicht. Zusammen mit anderen? Mein Wissen teilen? Ich mach das lieber allein! Hier geht’s doch nur um Selbstvermarktung! Und: Verkaufen! Verkaufen! Verkaufen!

Welche Selbst-PR-Fails begegnen Ihnen in diesen Tagen?

3 Antworten zu „Ich-ohne-Du-Strategie: Die 10 Todsünden der Selbst-PR”.

  1. Sehr guter Artikel mit vielen sinnvollen Punkten. Ich kann nur für Unternehmen sprechen, die ich in den sozialen Medien beobachte und da fällt bei einigen auf, dass sie oft neue Inhalte posten, aber dann selbst bei Facebook wenig auf Feedback oder sogar Fragen von Kunden eingehen. Ob dies mit Zeitmangel zu tun hat, vielleicht weil so viele verschiedene Social Media Kanäle vorhanden sind, weiß man natürlich nicht. Auch bei gesponserten Beiträgen auf Instagram fällt mir oft auf, dass viele bekannte Marken dadurch mehr Sichtbarkeit erhalten, aber dann nicht auf die Kommentare eingehen. Wenn die Marken schon eine hohe Bekanntheit haben, hat es vielleicht nicht so große Auswirkungen, aber bei kleineren Unternehmen wird es da schon schwieriger mit der Neukundengewinnung.

  2. Danke, liebe Verena, für Ihren Kommentar! Beide Dinge, die Sie ansprechen, finde ich auch sehr wichtig: Win-win ist für viele Menschen ein Fremdwort. „Bitte in all Deinen Netzwerken teilen“ – diesen Satz habe ich auch schon gelesen, vor allem von denen, die nie etwas liken oder teilen.
    Und das mit den Kommentaren ist auch noch verbesserungswürdig. Ein positives Vorbild sind hier die erfolgreichen Blogger, wie Walter Epp, die wirklich jeden Kommentar sehr wertschätzend beantworten, das finde ich klasse! Ich hoffe, dass es immer weniger Ich-ohne-Dus geben wird und wir alle damit aufhören, aneinander vorbeizuposten.
    Ich jedenfalls freue mich über Ihr Feedback und darauf, im Austausch mit Ihnen zu bleiben!
    Herzliche Grüße
    Daniela

  3. Danke für einen -mal wieder- sehr wahren Artikel. Viele der Punkte kann ich gut nachvollziehen. Schwierig finde ich zum Beispiel auch, wenn Menschen einen bitten, etwas zu posten, veröffentlichen, verlinken OHNE irgendein „Gegenangebot“. Manche machen dies gleich mehrmals. Das wirkt nicht besonders „Social“.
    Auch Menschen die NIE auf Kommentare reagieren, finde ich schwierig. Ich brauche auch hin und wieder länger, zu antworten oder zu liken, aber grundsätzlich gar nicht antworten, empfinde ich persönlich als unhöflich!
    Herzliche Grüße und bitte weiter so :)